Projektleiter OTH-Professor Ralf Ringler zeigt am Modell, welcher Schaden bei Nichteignung eines Implantats in der MRT-Untersuchung entstehen kann. Mit dabei die am Implantat-Projekt beteiligten Wissenschaftler (von links) Johannes Turnwald (OTH), Michael Gubitz (OTH), Finya Ketelsen (MR Comp) und Jakob Kreutner.
Bild: Bühner
Millionen Menschen leben in Deutschland mit elektronisch gesteuerten Implantaten, zum Beispiel einem Herzschrittmacher. Nicht alle Implantate sind jedoch für eine MRT-Untersuchung geeignet. Im starken Magnetfeld des MRT besteht vor allem die Gefahr der Überhitzung von Sonden und Elektroden eines Implantats, erläutert OTH-Professor Ralf Ringler. Oftmals sei deshalb aus Sicherheitsgründen abgeraten worden, sich mit Magnetresonanztomografie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, untersuchen zu lassen.
Dabei kann diese Methode zahlreiche Beschwerden, zum Beispiel Schmerzen im Muskel- oder Bindegewebe, besonders gut diagnostizieren. Seit Jahren arbeiten deshalb Forscher am Medizintechnischen Institut der OTH in Weiden gemeinsam mit dem weltweit agierenden Medizindienstleister "MR Comp" aus Gelsenkirchen daran, dass mehr Patienten mit einem elektronisch gesteuerten Implantat der Zugang zur MRT-Untersuchung ermöglicht wird. Jetzt traten sie mit einer Erfolgsmeldung an die Öffentlichkeit.
Was sich unter dem jetzt abgeschlossenen Projekt mit dem wissenschaftlichen Namen "Prüfmethodenentwicklung zur Untersuchung von HF induzierter Erwärmung bei aktiven implantierbaren Medizinprodukten" verbirgt, ist laut Projektleiter Professor Ringler ein wichtiger Schritt „um mehr Implantat-Trägern eine gefahrlose MRT zu ermöglichen“. Die letzte 2-Jahres-Stufe des vom Bundeswirtschaftsministerium seit 2015 aus Mitteln des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand“ (ZIM) geförderten Projekts ist jetzt erfolgreich abgeschlossen worden. Alleine der Projektetat der vergangenen beiden Jahre lag bei 340.000 Euro.
Nach jahrelangen Vorarbeiten und Einsatztests sowohl in der OTH in Weiden als auch beim Projektpartner in Gelsenkirchen ist jetzt das Prüfverfahren fertig entwickelt. Es macht zuverlässige Aussagen über die Eignung eines bestimmten Implantat-Produkts für MRT-Untersuchungen. Das Verfahren soll vor allem von solchen Implantat-Produzenten genutzt werden, die nicht selbst über ein eigenes Prüflabor verfügen. Im Rahmen des Projekts wurden sowohl Testinstrumente, als auch Software und Sensorik entwickelt.
„Das von uns entwickelte Prüfverfahren erfüllt höchste Anforderungen an die Messgenauigkeit“, erklärt Projektingenieur Michael Gubitz von der OTH in Weiden. Die Projektingenieure von OTH und "MR Comp" erwarten vom Einsatz des von ihnen entwickelten Testverfahrens zahlreiche Vorteile für Patienten und deren Ärzte. „Für immer mehr Implantat-Produkte wird es sichere Aussagen über deren Eignung in der MRT-Untersuchung geben“, freut sich Diplom-Physiker Jakob Kreutner vom Projektpartner. Vor allem bei Neu- und Ersatzgeräten solle unbedingt ein Blick in den Implantat-Pass geworfen werden, empfiehlt der Wissenschaftler. Häufig müsse nach drei bis fünf Jahren ein Wechsel des Implantats erfolgen. Kreutner berichtet auch von Fällen aus der Vergangenheit, in denen vor einer zwingend notwenigen MRT-Untersuchung sogar das Implantat vorher operativ entfernt werden musste. So etwas soll es in Zukunft eigentlich nicht mehr geben.
August 27, 2020 at 02:35PM
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Mit Herzschrittmacher in die MRT-Röhre - Onetz.de
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Eignung
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