Die Lage am Abend: Aufstieg oder Klassenerhalt - Markus Söder im Nicht-Live-Ticker - DER SPIEGEL

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1. Markus Söder, der Corona-Manager im Nicht-Live-Ticker

• Juli: Söder empfängt Merkel - Pomp, Schloss and Circumstances. Die Union marschiert geschlossen durch die Krise, das ist die Botschaft. In den Zeitungen, auf den Websites und in den Nachrichtensendungen ist zu sehen: Die Kanzlerin und der Über-Bayer, wir schaffen das.

• August: Massenhafte Infektionen auf einem bayerischen Gemüsehof, dann das Testdebakel bei Reiserückkehrern. Söders Nimbus als Krisenmanager bekommt nicht nur Schrammen, er muss den Totalschaden fürchten. Einen Nordseetrip sagt er ab, seine Gesundheitsministerin wirkt, als müsste sie nicht nur ausgewechselt, sondern vom Platz getragen werden.

In dieser Situation führen meine Kollegen Florian Gathmann und Philipp Wittrock ein Telefoninterview mit Söder. Im Gespräch gibt er weiter den Mahner und Krisenmanager, spricht sich gegen ein Ende der Testpflicht aus und will Maskenverweigerer härter bestrafen. Florian sagt: "Überrascht hat mich, dass Söder sich ziemlich negativ über die Corona-App geäußert hat." Auffällig war aber auch die gute Laune des Ministerpräsidenten - was möglicherweise am Champions-League-Sieg der Bayern lag. Und daran, "dass er nach unserem Gespräch die Mannschaft in München am Flughafen empfangen durfte", wie Florian sagt. Unklar bleibt, ob Söder politisch gerade um den Aufstieg kämpft oder ob ihm der Klassenerhalt reichen würde.

2. Eine politische Ehe

Meiner Beobachtung nach lässt sich ein Familienstreit selten dadurch entschärfen, dass man ihn in die Öffentlichkeit trägt. Ganz egal, ob es um Europas Umgang mit Flüchtlingen geht oder um die Frage, ob Kleinkinder ermahnt werden sollten, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Mein Eindruck ist: Je größer die Öffentlichkeit, desto geringer die Bereitschaft, einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen.

Beispiellose Ausmaße hat der Streit der US-amerikanischen Familie Conway angenommen, den mein Kollege Roland Nelles nachzeichnet. Im Mittelpunkt stehen die Trump-Beraterin Kellyanne Conway, ihr Mann und Trump-Gegner George und deren 15-jährige Tochter Claudia. "Die Conways haben ihren Krach über Monate auf offener Bühne ausgetragen", berichtet Roland. "Der Konflikt zeigt die Macht der sozialen Medien im politischen Diskurs in den USA. Und er dokumentiert den Irrsinn einer vergifteten politischen Kultur, in der Donald Trump mit seinen wütenden Tweets den Ton vorgibt." Privates und Öffentliches werden zu einer großen Soße verrührt, es gibt kaum noch Regeln, keinen politischen Anstand und keine gültigen Normen. (Was die Republikaner erwartungsgemäß nicht daran hinderte, Trump erneut zu ihrem offiziellen Kandidaten zu küren, wie Sie hier nachlesen können.)

3. Noch mal Corona?

Gestern habe ich hier darüber geschrieben, dass ein Mann aus Hongkong sich zweimal mit dem Coronavirus infiziert hatte - und machte mir Sorgen. Jetzt berichtet meine Kollegin Julia Merlot aus dem Wissenschaftsressort: "Auch in den Niederlanden und Belgien gibt es je einen Fall von Reinfektion." Was bedeutet das für die Pandemie und den Kampf gegen Covid-19?

"Es ist nicht überraschend, dass solche Fälle auftreten; das ist auch von anderen Atemwegserkrankungen bekannt", sagt Julia. "Die entscheidende Frage ist, ob es sich um Einzelfälle handelt oder das Phänomen häufiger vorkommt." Dummerweise lässt genau das sich noch nicht sagen. Julia beruhigt mich aber: "Die Möglichkeit, eine Impfung zu finden, besteht weiterhin, denn ein Impfstoff kann auf andere Weise Immunität erzeugen als eine Infektion."

• Schneller Antritt: Als Fußballprofi beim Premier-League-Klub Manchester United muss Victor Lindelöf, 26, viel laufen - und scheint gut trainiert zu sein. Bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Västerås hat der schwedische Nationalspieler nun offenbar zu Fuß einen Dieb eingeholt, der mit dem Fahrrad flüchtete, nachdem er einer etwa 90 Jahre alten Frau im Vorbeifahren die Tasche aus dem Korb ihrer Gehhilfe gestohlen hatte. Die Zeitung "Sportbladet" berichtet, der Spieler habe "das Gefühl, dass er genau das getan hat, was jeder in dieser Situation getan hätte".

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: "Der Weltranglistensiebte will bei den US Open spielen - und hat sich nun erstmals zu den vergangen Monaten geäußert"

Cartoon des Tages: Stunde der Pessimisten

Und heute Abend?

Vielleicht einen Film mit Sean Connery gucken, der schottische Schauspieler wird heute nämlich 90. Für meinen Kollegen Lars-Olav Beier ist er ein Idol, seit er ihn 1977 in einem münsterländischen Kino als 007 sah. (Eine sehr persönliche Würdigung finden Sie hier.) Die Frage ist nur: Welchen der unzähligen Connery-Filme soll man gucken? Lars-Olav empfiehlt entweder den Bond-Klassiker "Goldfinger": "Hier passt alles, vom glänzenden Aston Martin über den großartigen Gert Fröbe als Bösewicht bis zu den Augenbrauen von Connery." Oder den Abenteuerfilm "Der Wind und der Löwe": "Einer der schönsten, amüsantesten und bewegendsten, die je gedreht wurden."

In diesem Sinne: Natürlich Bond.

Herzlich
Ihr Oliver Trenkamp

Hier können Sie die "Lage am Abend" per Mail bestellen.

August 25, 2020 at 11:24PM
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